Redaktionsleben #4
«Ja näi – das isch jetz aber wükli echli übertribe. Nöd?» Sarina blickt ungläubig in Richtung eines besonders sportlichen Lettenquai-Joggers. In der warmen, ja noch fast heissen Spätseptembersonne hat er sich ins Gras vor dem Redaktionsbahnhöfli gelegt und hievt sich schnaufend hoch. Dann runter, wieder hoch, und runter. Das mittägliche Joggen war ihm wohl nicht genug – die Lust nach schweisstreibender Betätigung hat ihn kurzerhand so erfinderisch gemacht, dass er sich für die Liegestütz entlang der Joggingmeile zu Boden wirft. Das Laub knackt unter seinen Handflächen – eine Prise Naturnähe die ihn nicht zu stören scheint. Wieso auch..?
Wir sind nicht unsportlich. Durchaus nicht. Das soll an dieser Stelle gesagt sein, falls ob der reichlich skeptisch beobachtenden Einleitung der entsprechende Eindruck entstanden sein sollte. Und zwar lässt sich das stichhaltig begründen:
Zum Einen ist da unser Cargo-Bike slash Magazin-Liefervehikel, das wir eifrig strampelnd durch Züri-Downtown manövrieren. Mindestens jeden zweiten Monat, wenn das neue «Transhelvetica» aus der Druckerpresse flattert und wir voller Hingabe die Hefte in schöne Läden transportieren. Der Duft nach frisch bedrucktem Papier weht dabei hinter uns her.
Ganz ohne schlechtes Gewissen sitzen wir also da, in unserer Mittagspause auf den Holzbänken unter dem Vordach und schauen genüsslich den schnaufenden Joggern zu. Unsere köstlichen Spaghetti zergehen uns auf der Zunge und der Herbst scheint uns auf die Nasen – manchmal auf ganz zahlreiche Nasen sogar, wenn willkommener Besuch hereinschneit und unsere Tavolata erweitert.
Wir sind eben beides, sagen wir uns, in bekömmlichen Portionen und mitten im Alltag; mal die Sportlichen, mal die Geniesser.