Beschreibung
Das Plakat «Strom» hat Anton Egloff für Transhelvetica #79 «Strom» entworfen.
Interview Anton Egloff
In Luzern, am Stadtrand, in einem Quartier mit alten Bäumen, liegt das Atelier von Anton Egloff. Es ist lichtdurchflutet, Innen und Aussen verschmelzen zu einem neuen Raum, der Einblick gibt in ein unglaublich langes und unglaublich vielseitiges Künstlerleben. Feinsäuberlich stehen kleine und grosse Skulpturen, Modelle, Collagen, kleine Gegenstände, verschiedene Bilder an ihrem Platz. Scheinbar flüchtig und doch wie eine unsichtbare Komposition, die jeden Ton sorgfältig genau an seinem Ort platziert. Anton Egloff schafft Kunst, die die Arbeit mit den Händen mit weiten Gedankenwelten vereint.
Anton Egloff, woran arbeiten Sie zurzeit?
Momentan beschäftige ich mich mit Zeitungsbildern, bei denen ich gewisse Teile rausschneide – Menschen oder auch Architektur. Daraus entsteht ein neuer Ausschnitt und nicht zuletzt auch ein neues Bild. Ein Bild im Bild sozusagen. Nicht selten lässt der Zufall dadurch eine neue Aussage entstehen.
Wie suchen Sie diese Bilder aus?
Eigentlich suche ich die Bilder nicht aus, die Auswahl geschieht innerhalb des Arbeitsprozesses.
Es sind ganz gewöhnliche Bilder, die mich ansprechen. Ich schaue sie zwei-, dreimal an und frage mich: «Gibt mir das Bild etwas?» Manchmal passiert nichts, dann muss das Bild weg und ich arbeite nicht weiter mit ihm. Grundsätzlich genügt mir das Bild alleine nicht – ich brauche immer auch Polaritäten, Gegensätze, die ich miteinander konfrontiere und die sich dann vom Moment ablösen.
Hat Ihre Kreativität einen Lieblingsort?
Das Atelier. Es ist mehr als nur ein Arbeitsort. Es ist auch ein Rückzugsort und für mich sehr wichtig.
Wo beginnt für Sie «Kunst»?
Eigentlich schon, wenn zwei Gedanken in einer Spannung zueinander stehen. Es ist aber gar nicht so einfach, diesen Moment zu sehen. Kinder, glaube ich, sehen das noch viel mehr. Kunst ist für mich immer auch eine aktive Auseinandersetzung mit der Umwelt und es sind Glücksmomente, wenn ich solche Situationen entdecke. Kunst soll nicht nur Trübes und Böses zeigen, sie soll auch trösten, sie darf sich auch auf das Schöne konzentrieren.
Welche Sinne begleiten Ihre Kunst?
Ich hatte in der Kindheit und Jugend ein elementares Landschafts- und Gerüche-Erlebnis, an einem Dorfbach, an dem wir oft waren. Dort wuchs das Katzengras und blühte die Türkenbundlilie. Der Ort brachte eine eigene Geruchswelt hervor, an die ich mich bis heute lebhaft erinnere. Erdig feucht, würzig frisch und beerig süss. Gerade bei der Arbeit zum Strom-Plakat entstand ein gedanklicher Zusammenhang zwischen diesen Erinnerungen und dem Thema des Plakates.
Erzählen Sie mehr übers Strom-Plakat.
Primär denke ich bei «Strom» an ein fliessendes Gewässer, das irgendwann ins Meer fliesst. Wie der Lebensfluss, der von der dunklen Quelle ausgeht, ins Helle fliesst und dann, am Ende seiner Reise, versickert. Dieser Gedanke hat mich seit jeher fasziniert, genauso wie unterirdische Ströme. In den vergangenen Jahrzehnten habe ich viele Skizzen für Brunnen erstellt und diese Gedanken einfliessen lassen. Daneben ist Strom aber auch Energie und damit die wichtige Frage, wie viel wir davon verbrauchen. Den weiten Begriff habe ich in ein Plakat integriert, das aus zwei Teilen besteht, die übereinander gelegt werden. Unten ist der Strom als fliessendes Gewässer, der in einen Brunnen mündet. Darauf kommt eine Folie, auf der ich beim Wörterbuch-Text zu «Strom» sämtliche Buchstaben mit Tipex ausradiert und nur die Zeichen stehen gelassen habe. So entsteht aus den beiden Bildern wiederum ein ganz neues Bild mit einer ganz eigenen Dynamik.