Beschreibung
Das Plakat «Thailand» haben Vaudeville Studios für Transhelvetica #78 «Thailand» entworfen.
Vaudeville Studios
Martin Brunner (1978), Grafiker und Vize-Europameister der Velokuriere, sowie Roger Zürcher (1979), Trickfilmzeichner und Weltmeister der Velokuriere, gründeten 2009 die Vaudeville Studios. Nach Jahren der Studien und Wanderschaft auf der ganzen Welt haben sie sich beim Velokurieren gefunden und zusammen eine Firma gegründet, bei der sie den Inhalt ihrer bunt gefüllten Messenger Bags zusammenschütten. Heute sind die Vaudeville Studios auf sieben Personen gewachsen. Sie haben für Hollywood-Regisseure gezeichnet, für viele kleine und grosse Firmen in der Schweiz und im Ausland gearbeitet und lieben immer wieder aufs Neue die etwas andere Idee mit individuellem Stil und feinem Humor. Die Umsetzung der Projekte geschieht entweder durch eine Person oder im Team. Für unser Transhelvetica Plakat zeichnete sich Alex den Zeichenstift heiß.
Interview
Liebe Vaudevillianer, müsstet Ihr nicht Zurichville heissen?
Wir arbeiten zwar in Zürich und heissen sogar noch Zürcher, verstehen uns mit unseren bunten Hintergründen jedoch eher als Weltenbürger. Dazu passt Vaudeville perfekt: diffuse Geschichte der Namensherkunft, dann ein Teil der Oper, Vaudeville-Bühnenshows, später im angelsächsischen Raum zu Burlesque entwickelt, in den Staaten zu Charlie Chaplin und Buster Keaton Trick-Shows und schlussendlich entstand der Nickeloden, wo man die ersten Trickfilme schauen konnte aus einem Vaudeville-Automat.
Woran arbeitet Ihr gerade?
An vielen Projekten gleichzeitig: von der Poster-Illustration, zum animierten Erklärfilm oder dem 3D Maskottchen ist da alles dabei.
Mit welchen Werkzeugen arbeitet Ihr gerne? Warum?
Mit dem Bleistift, der Maus und dem digitalen Stift. Manche sagen das Auge sei das wichtigste Werkzeug. Wir würden noch anfügen, dass ohne Hirn als weiteres Tool, keine kreativen Ideen entstehen oder stringente Geschichten erzählt werden können.
Habt Ihr einen Sehnsuchtsort, der Euch kreativ macht?
Dazu zählt für Nicole alles am Wasser. Zéa ist gerne draussen egal ob bei Sonne oder unter dem Sternenhimmel. Alex ist mit den Gedanken gerne in einem gemütlichen Haus im Herbstwald. Markus hat keinen – für ihn zählt die Reise zwischen den Orten. Martin hat die besten Ideen auf dem Velo, der Flow beim rhythmischen Pedalieren ist unvergleichlich. Nicolas sehnt sich nach sommerlichem Wald oder nach New Yorks Stadtdschungel. Und Roger cruist zur Inspiration mit seinem 1973er MG Oldtimer am liebsten durch unbekannte Berglandschaften.
Wenn man mit Gerüchen arbeiten könnte: welche Gerüche wären in Eurem Werkzeugkasten?
Der Parfum-Mischkoffer, wo man je nach Kunde, Zeit und Budget, Mal dick auftragen, Mal die feinen Nuancen treffen muss.
Was hört Ihr, wenn Ihr arbeitet?
Nicole hört The Great War von Taylor Swift. Zéa am liebsten Alessandro Mannarino. Alex hört alles was atmosphärisch genug ist, einem Bilder in den Kopf zu setzen z.B. Boards of Canada. Bei Markus wechselt es je nachdem, wie fokussiert er arbeitet. Am liebsten aber etwas vom letzten Konzert oder vom nächsten, an das er geht. Bei Martin muss es Stromgitarren haben, aktuell ist das Kvelertak. Nicolas ist mit Jazz, Soul, Hip-Hop und Daft Punk happy und bei Roger läuft gerade «Toscana Fanboys» von Peter Fox in Dauerschlaufe.
Was ist Euer «Soul food» und Euer «Soul drink»?
Der Geruch von frisch zubereitetem Essen am Mittwoch, wenn wöchentlich eine andere Person für alle kocht. Das kann von einer Parmigiana über Veggie Burger bis hin zu einem Thai-Curry alles sein. Sobald sich der Geruch im Studio ausbreitet, ist jeweils das Arbeiten nicht mehr so einfach.
Gibt es für Euch einen typischen Tag? Wie sieht der aus?
Den gibt es zum Glück nicht. Wir lieben die Abwechslung! Unsere Auftraggeber*Innen und Projekte sind so vielfältig wie unsere Stilbandbreite. Gerne schneidern wir für jeden den passenden Massanzug.
Was habt Ihr Euch für «Thailand» ausgedacht?
Viel! Zunächst allgemeine Recherche über die Geschichte, Bräuche, Religion, Gerüche, Geschmäcker und Farben des Landes. Nach über zwei Dutzend Ideen und Skizzen haben wir uns für ein klassisches Landschafts-Sujet im Tourismusplakat-Stil entschieden.
Wie seid Ihr auf dieses Sujet / diese Idee gekommen?
Die Idee war, «typisch thailändische» Elemente auf eine visuell ansprechende Weise darzustellen. Lotusblumen, Langboote, die aus dem Wasser ragenden Kalksteinfelsen, wie auch die Laternen, bekannt für das all jährliche Lichterfest Thailands, sind nun alle vertreten. Aufgrund der gewählten Komposition und durch die warmen Farben des Sonnenuntergangs entsteht eine einladende fast schon traumhafte Vorstellung Thailands.
Wie feiert Ihr den Abschluss eines erfolgreichen Projektes?
Mit einem Bier oder einer guten Flasche Champagner direkt im Büro. Oder aber in einem der vielen Restaurants in der ganzen Schweiz wo unsere Illustrationen zu bestaunen sind. (LaCatrina Zürich, Seebistro LUZ Luzern, Pizzeria Ristorante Molino etc.)
Was würdet Ihr tun, wenn es Vaudeville Studios nicht gäbe?
Das Zeichnen, Animieren und Geschichten erzählen liegt uns allen im Blut und es ist schwer vorstellbar etwas ganz anderes zu tun.
Gerade haben wir die erste audiovisuelle Briefmarke für die Post gestaltet. Mit dem Sujet «100 Jahre Suisa» schenkt man dem Empfänger oder der Empfängerin also ein kleines Kunstwerk von uns. Und wenn man die Marke mit der Post App scannt, erweckt man sie zum Leben. Mehr unter: vdv.tv/suisa-briefmarke/