Beschreibung
Transhelvetica # 40 Ausgabe Güggel
Der Schweizer tendiert zu einem zurückhaltenden Auftreten. Wer in massgeschneiderten Kleidern herumläuft, kann rasch als Gockel abgestempelt werden. Dabei ist grundsätzlich nichts dagegen einzuwenden, die guten Sachen auch ausserhalb der Familienfeier aus dem Estrich zu holen und sich gelegentlich einen schönen Abend zu schenken. Etwa so, wie ich es mit der schönen Fanny im Kellertheater Wil erleben durfte. Wie viele kleine Bühnen wird das Theater von einer eingeschworenen Miliztruppe geleitet, die dem Städtlein dann und wann kulturelle Höhepunkte schenkt. In Anerkennung dieser Arbeit war das Publikum merklich sorgsam gekleidet, die Veranstalter freuten sich und es entstand eine wunderbar intime Stimmung voller Stil, Klasse und Kultur. Nun ist der Federschmuck den Umständen anzupassen, denn beim Schwingen, unter Punks oder während der Nachtschicht auf dem Kirchenturm gelten unterschiedliche Dresscodes. Doch wenn sich das ganze Federvieh im Stall nett herausgeputzt hat, kann dieser zufriedene Moment entstehen, in dem man sich unter Fremden zu Hause fühlt.